Kaum jemand beschäftigt sich gerne mit dem eigenen Älterwerden. Fragen, wie man sich die eigene Pflege vorstellt, werden verdrängt oder auf später verschoben. Doch so sicher, wie jeder Mensch älter wird, so sicher wird der Zeitpunkt kommen, wo dieser Mensch Unterstützung braucht. Diese erfolgt anfangs unauffällig und ist oft „nicht der Rede wert“: Es ist selbstverständlich, dass man die Einkäufe für die Mutter mitnimmt, den Schwiegervater zum Arzt begleitet, der Schwiegermutter bei der Wäsche hilft oder ihre Fenster putzt. Nach und nach nehmen die Anforderungen und Aufgaben für die pflegenden Angehörigen jedoch zu. Da „nebenbei“ auch noch der eigene Alltag mit Beruf, Partner, Haushalt und Kinder zu bewerkstelligen ist, führt die Betreuungs- und Pflegesituation nicht selten dazu, dass sich pflegende Angehörige überfordert fühlen und im schlimmsten Fall sogar selbst krank werden.
Marlene Mayr von der Caritas-Servicestelle Pflegende Angehörige empfiehlt deshalb, sich im Vorfeld die Frage zu stellen: Will ich, kann ich, muss ich pflegen?
Angehörige sollten sich früh genug überlegen und abschätzen, welche Möglichkeiten sie an Fürsorge leisten können, wieviel Zeit sie selber aufbringen können und wo sie an die eigenen Grenzen stoßen. Wo es möglich ist, sollte dies auch Thema in einem Gespräch mit der Familie und den Betroffenen sein. Gelegentlich wird schon bei der Haus- oder Hofübergabe schriftlich festgelegt, wie die Betreuung und Pflege in der Familie geregelt wird. Dabei sollten ebenso Möglichkeiten besprochen werden, was an Vorsorge getroffen werden kann, z.B. durch die Mithilfe anderer Familienmitglieder, mobile Dienste, Tagesbetreuung, Kurzzeitpflege, Besuchsdienst, etc. Wenn in einer Familie offen über Pflege gesprochen werden kann, dann fallen Entscheidungen leichter und verursachen nicht gleich ein schlechtes Gewissen.
Ist man bereit die Pflegearbeit zu übernehmen, sollte sich jede/r darüber im Klaren sein, dass schwierige Pflegesituationen nicht ohne „Blessuren“ zu meistern sind. Die Beziehung zwischen pflegender und zu pflegender Person ist intensiv und gleicht oft einem Drahtseilakt zwischen Pflicht und Liebe sowie Hilflosigkeit und Überforderung. Die Betreuung fordert pflegende Angehörige psychisch und körperlich, was sich fast immer auch auf deren Gesundheit auswirkt.
Deshalb ist für pflegende Angehörige neben der Vorsorge auch die „Selbstsorge“ wesentlich, und es ist wichtig, Unterstützung für sich in Anspruch zu nehmen.
Hier finden Sie Angebote für betreuende und pflegende Angehörige:
• Der Angehörigen-Entlastungsdienst bietet stundenweise Entlastung für pflegende Angehörige wenn sie Zeit für Ihre Hobbys brauchen, krank sind oder sich wieder einmal mit Freunden treffen möchten.
• Beratungsangebote unterstützen pflegende Angehörige, um Antworten auf viele offene Fragen zu finden, die vor allem zu Beginn einer Pflege aufkommen können. Neben Informationsberatungen über Unterstützungsangebote kann auch eine psychosoziale Beratung helfen, wenn es durch die Pflege zu Überforderung, Hilflosigkeit oder zu Konflikten kommt.
• Die PAULA-Kurse richten sich an Angehörige von Menschen mit Demenz. In zwei- bis dreiteiligen Kursen besteht die Möglichkeit, in Kleingruppen einer Demenzexpertin Fragen aus dem Alltag zu stellen und Näheres zur Krankheit, über Kommunikationsmöglichkeiten bis hin zu Tipps im Umgang mit Erkrankten zu erfahren.
• Austauschmöglichkeiten gibt es für betreuende und pflegende Angehörige im Rahmen der Stammtische, wo einerseits Gespräche unter Gleichgesinnten aber auch Erfahrungs- und Wissensaustausch stattfinden. Austausch im Internet bietet der BLOG für pflegende Angehörige. Hier ermöglichen einerseits Tagebucheinträge einen Einblick in die Situation pflegender Angehöriger, andererseits sind viele nützliche Informationen rund um die Pflege und Betreuung abrufbar.
• Die Erholungstage bieten betreuenden und pflegenden Angehörigen die Möglichkeit, wieder einmal zu entspannen, Kraft zu tanken und sich ein paar Tage Auszeit und Zeit für sich zu gönnen.